giornale poetico - poesie

Erdbeerfeld I 

Auf dem Erdbeerfeld wartet der Sommer. Ich knie mich rein, bücke mich zu den roten Früchten, die im Blattwerk versteckt sind. An den Rändern der Erdbeerpflanze, wo die Sonne scheint, sind die Früchte am süßesten. Erst als mich Disteln stechen, die ich übersehen habe, spüre ich den Schmerz in meinem Kreuz, kopfüber in die Erdbeeren gebückt. Ich habe den Horizont aus den Augen verloren und recke mich zum Himmel, strecke langsam meinen Rücken nach oben. Aufgerichtet in der Vertikalen schweift mein Blick ab zum Horizont, der Linie meiner Sehnsucht. Ich schiebe mir eine Erdbeere in den Mund. So gut wie jetzt schmeckt sie nur auf dem Feld. Zuhause schon ist der Zauber vorbei und ich lasse Zucker rieseln und Träume saften. Es ist schließlich Sommer.

© Friederike Römhild, 24.06.2015


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